4. Dialog

Es waren zwei Königskinder, die hatten einander so lieb..… Sie konnten beisammen nicht kommen, das Wasser war zu tief.

(Hero und Leander nach Ovid)

A: Das war aber ein ganz schönes Stück Weg, den wir da gemeinsam bewältigt haben. Ich musste viel darüber nachdenken.

B: Das hört sich so nach Arbeit an, so wie Sie es sagen. War es so anstrengend für Sie? Ich dachte, es hätte auch Ihnen Freude bereitet. Sie wirkten so. (lacht)

A: Sie Verführer. Ich sagte doch schön. Und anstrengen müssen wir uns doch sowieso immer. Aber, wenn wir es gar nicht wirklich bemerken, dann lohnt es sich meist.

B: Oje..Sie haben es aber gerade erwähnt..Muss ich mir jetzt Sorgen machen?

A: Wegen dem Lohn?

B: Wegen der Freude, die Ich empfunden hab.

A: Ja, ein Witz über den nur einer lacht, der ist nicht wirklich gut..

B: Sie sind gemein.

A: Ich mache doch nur Spaß. Nun kommen Sie schon. Lachen Sie, damit ich nicht Opfer meiner eigenen Theorie werde.

B: Sie haben mir aber einen ganz schön großen Schrecken eingejagt.

A: Ohwe..da ist aber jemand unsicher. (lacht) Wir haben unser Begrüßungsritual ausgelassen, fällt mir gerade auf. Hallo. Schön Sie zu sehen.

B: Hallo. Und sehen Sie, da gehen wir nur ein kleines Stück des Weges gemeinsam und schon werden wir nachlässig. (lacht)

A: Ja, vielleicht geben Sie mir jetzt auf der Stelle einen Kosenamen und wir regeln jetzt schon mal, was gar nicht zusammen geht.

B: Hallo erstmal. Schätzchen. Ich werde niemals mit Ihnen schoppen gehen oder zum Friseur.

A: (lacht) Das kann ich nur so zurückgeben. Aber bei getrennten Schlafzimmern hört der Spaß auf. So ein auferlegter Individualismus strengt mich nur an.

B: Das habe ich gehofft, das Sie da keinen Spaß verstehen.

Ich würde Ihnen gern einen Kuss geben, weil Sie mich nicht enttäuschen.

A: Gern. Aber denken Sie daran, das ich nachgedacht habe.

B: Es geht mir nicht aus dem Kopf.

A: Sie sind also wirklich gekommen.

B: Wir haben uns gefunden. Wie Sie es voraus gesagt haben oder habe ich das gesagt?!

A: Ich war besorgt um Sie. Wegen der Angst, die Sie manchmal so einnimmt. Und Sie waren so fröhlich, als wir gemeinsam unterwegs waren, dass es mir schien, als würde ich eine Verantwortung übernehmen.

B: Ja, und weiter?

Angst ist der Knotenpunkt der Seele. Maßstäbe und so. Und richtig oder falsch und dieser ganze Unsinn.

A: Deshalb brauchen wir ja unbedingt andere Menschen. Nur ein Gegenüber kann sie auflösen, die Angst. Ich weiß nicht, wer das mal gesagt hat. Ich habe es mal irgendwo gelesen und fand es logisch.

B: Logisch, als Erkenntnis oder als Metapher?

A: Für das Empfinden. Wir brauchen Halt. Es ist unsere einzige Chance.

B: Das hört sich schwerwiegend und traurig an.

A: Nein, Nein. Sie verstehen mich falsch. Es ist ganz wunderbar und gewichtig.

B: Vielleicht hört es sich für mich so an, wegen dem Superlativ. Der schreckt mich ab.

A: Einzig ist ja nur die Erkenntnis. Möglichkeiten gibt es dann ja unendlich viele.

B: Unendlich also.

A: Das sagt man so. Sie sind aber auch..

B: Na, was bin ich denn?

Aber der Möglichkeiten viele..das beruhigt mich.

A: Mich nicht unbedingt. Viel bedeutet zu viel Wahl..da könnte man sich am Ende doch für das Falsche entscheiden.

B: Nun sein Sie mal nicht so negativ. Sie haben es aufgeworfen. Vor Falsch hätte ich keine Angst. Ich kenne mich selbst schließlich wenigstens einbisschen.

Für mich besteht das Problem ja eher darin, überhaupt zu dieser Erkenntnis zu gelangen und sie dann wirklich als selbst gedacht und gefühlt bezeichnen zu können.

A: Das Leben darf ja nicht zu schwer werden. Es kann durchaus Spaß machen, jemanden zu finden, der einen versteht.

B: Aber was heißt denn Verstehen dann genau? Wissen Sie, ich fühle mich fast immer unverstanden von Anderen und ich habe auch keine Lust mich dann zu erklären.

A: Warum nicht? Nehmen Sie sich etwa selbst nicht ernst oder trauen Sie sich nicht zu, wichtig zu sein?

B: Mangelnder Selbstwert, nehme ich an, spielt auf jeden Fall eine Rolle.

A: Schenken Sie sich doch einfach nach, wenn das Glas leer ist.

B: Ich bin dann lieber arrogant.

A: Wie simpel. Die Umkehrung der Umkehrung. Sie sind mir einer. Jemand kitzelt Sie mit einem harmlosen Grashalm und Sie schießen mit einem harten, giftigen Pfeil zurück.

B: Finden Sie das etwa übertrieben?

A: Nein, Nein. Sie müssen selbst wissen, was angemessen ist.

B: Apropro leeres Glas. Wir trinken noch weiter, oder?

A: Ohja, Ein Gelage. Und dann sagen wir uns die volle Wahrheit nachts um Drei.

B: Sie meinen, wir sagen dann alles in der Überhöhung so dass es uns dann am nächsten Tag so richtig leid tut.

A: Volle Pulle. (lacht) …..

Wir nennen uns ja auch Königskinder, obwohl wir keine sind. Das ist schön. Wir müssen übertreiben, damit wir uns spüren.

B: Raus aus dem Alltag und träumen?

A: Um ihn zu schaffen, vielleicht.

B: Das stelle ich mir ganz wunderbar vor.

A: Ich mag meinen Alltag, ich mag ja mein Leben.

B: Ich fühle mich immer einbisschen, wie abgespalten. Weiß nicht, ob Sie verstehen?! Rollen – ich spiele immer Rollen. Wann kann man schon ganz man selbst sein?

A: Immer!

B: Ich habe nicht den Mut dazu.

A: Das tut mir leid..

B: Deshalb fühle ich mich immer allein.

A: Ich bin ja jetzt da.

B: Sie sollten jetzt nicht zynisch sein.

A: Sie sollten wachsen. Das ist jetzt dran und wird Ihnen gut tun.

B: Sie haben Recht. Vielleicht sollte ich jetzt sofort einen Witz erzählen.

A: Bitte nicht. Das hatten wir bereits. Das mit dem..es lacht nur einer. (lacht)

Sie mögen meine Gesellschaft, stimmts?

B: Wie kommen Sie denn nur darauf? (lacht)

A: Ach, nur ein sehr subtiler Gedanke. Ich habe laut gedacht. Entschuldigen Sie.. Es gibt immer ein Geheimnis.

B: Versteckt hinter dem Verhalten?

A: Sie sind ein offenes Buch, dass ich allerdings auf meine Art und mit meiner Überzeugung lese.

B: Sie haben Angst, dass ich Sie verletzen könnte.

A: Nein, eher, das mein Blick verschwimmt.

B: Aber ich bin doch ganz wirklich genau der Prinz. Ich habe nur kein Pferd. Das wäre auch irgendwie albern.

Vorwegnehmen schränkt uns ein.

A: Ach, und Sie Armer haben sich das Gesicht ganz zerkratzt, weil Sie durch die vielen Dornen durch mussten.

B: Oder mir beide Beine gebrochen, als Sie aus dem obersten Turmzimmer in meine Arme gesprungen sind.

A: Nichts ist umsonst.

B: Sie sind einfach zu lieblich.

A: Wir sind wahre Königskinder.

B: Ich hatte übrigens einen netten Abend mit meinem Nachbarn.

A: Schön. Wie kam es denn dazu?

B: Er hat mir Vorsicht geraten, was Sie betrifft.

A: Das verstehe ich. Die Unterschiede. Gravierend.

B: Ich mochte es nicht, er kennt Sie doch gar nicht und hat mich beeinflussen wollen. Warum?

A: Weil er sich an die gesellschaftlichen Regeln hält. Sie sind eben leicht verführbar. Ein offenes Buch, sage ich doch..

B: Ist es so deutlich?

A: Wenn Sie den Weg nicht bis zum Schluss gehen, dann könnten Sie mich sehr verletzen..

B: Natürlich.

A: Ja, Sie haben Recht, die wahre Natur wird sich immer durchsetzen.

Ich kann nur hoffen, Sie sind ein grundsätzlich guter Mensch.

B: Daselbe hoffe ich, was Sie betrifft.

A: Und die Hoffnung erhellt unser Dasein und bleibt bis zum Ende.

Ich hatte einen Traum. Wollen Sie Ihn hören?

B: Ich habe gerade nichts besseres vor. (lacht)

A: Besseres, ich bitte Sie.

B: Ich bin in meiner Grundstruktur nicht besonders neugierig. Ich mag es einfach und normal.

A: Wollen Sie sich etwa mit mir streiten? Schon jetzt? (lacht)

B: Nein. Auf keinen Fall. Wo kämen wir denn dann hin. Ich bin wirklich vieles. Aber ich bin niemand, der etwas Schönes mutwillig zerstört.

A: Okay, ich glaube Ihnen.

B: Sie meinen eher, Sie vertrauen mir.

A: Soweit würde ich nicht gehen. Aber ja, doch schon irgendwie.

B: Na, sehen Sie, es geht doch. Daran müssen wir aber arbeiten..

A: Arbeit. Wie lustig..Wir können nicht ändern, was fest steht.

B: Alles ist veränderbar..

A: Sie Witzbold..Also dann mein Traum..lehnen Sie sich einen kleinen Moment zurück. Es geht um meine ganz feste Vorstellung von Liebe..

B: Ich bin ja da..

A: Das ist gut.

Also:

Ich küsse Dich, mein Wunder..

Die Mühle im Nichts.

Stille.

Die Schaukel am See.

Stille.

Die Wiese, dessen taufrisches, grünes Gras nur für uns gewachsen ist.

Stille.

All diese Orte, die wir teilten..die jetzt für immer mit uns verbunden sind. Unserer Lachen, unser Schweigen, unsere Leidenschaft trägt jetzt der Wind durch diese Landschaften.

Du mein Herz, Du mein Wunder, ich küsse Dich.

Hör hin! Hörst du? Wenn Du ganz aufmerksam lauscht, dann kannst Du sie spüren, diese Stille.

Die Welt hält an, nur einen kurzen Moment, nur für uns.

Ist das nicht wundervoll?

Manchmal glaube ich, dass ich nicht mehr empfinden kann. Dann will ich eins werden mit Dir. Dich vereinnahmen, in deinem Kopf ein kleines Zimmer beziehen – ganz heimlich und für immer. Ein gemütliches Heim meiner tiefsten Zuwendung….und dann für immer Dein sein.

Dann fühle ich mich, wie nicht von dieser Welt. Fühle mich, wie ein Engel, der Traum und Wirklichkeit einfach zu einem macht. Der die Grenzen des möglichen einfach auflöst, als würde es diese nicht geben. Natürlich können wir eins sein. Ein romantischer Gedanke, ich gebe es ja zu..aber unser Bewußtsein braucht die Tiefe, braucht die Seele, braucht das Unmögliche, um in unseren Möglichkeiten leben zu können.

Immer ein wenig die Erhöhung von allem, die Tränen in der Nacht nach dem Beischlaf, die Unfassbarkeit des Glückes, das Nichtexistieren ohne den anderen, damit wir mit unserer Einsamkeit zurecht kommen können und in unseren verträumten Realitäten nicht versinken.

Wir schaukeln bis zum Himmel, höher und höher und dann verschmelzen wir ..lassen die Schaukel ruhen und kehren zurück – euphorisch und glücklich und ein wenig verwirrt. Taumelnd in die schöne Welt. Wir können es schaffen, wir können uns fühlen und uns atmen. Mehr sollte man nicht wollen vom Leben.

Dich zu lieben, ist ein Geschenk..und ich tue es mit all der Reinheit, die ich noch in mir trage, die noch nicht verschwendet habe. Ich hoffe, es ist noch genug, um dich zu überwältigen, über Dich zu kommen, wie ein Sturm..wie ein Sturzregen, der alles sauber wäscht und der die Blumen wachsen lässt.

Ich würde ganze Meere Tränen weinen, wenn ich meine Gefühle an andere, an die falschen vergeben hätte, an diejenigen, die Dir in Nichts gleich sind. Ich will Dir alles geben und wäre so gern wieder unschuldig..eine reine Seele, die nur für Dich lebt..Schon wieder romantisch..Ich kann es nicht lassen, diese tausend Bilder der Liebe, die nur für Dich male.

Vielleicht bin ich ja doch eine Blume..ein zartes Pflänzchen;wohlduftend. Oh, ja..das wäre ich zu gern. Für Dich.

Ich schmecke das Gras und den Wind und ich höre so gern Deine Geschichten, die nicht stimmen und die Du dir nur für mich ausdenkst. Das magst Du gern – mir diese Unwahrheiten ins Ohr flüstern und ich lausche..stundenlang und alles andere wird unwichtig. Zeit…was ist das schon..wie unordentlich sie daher kommt, wenn wir beieinander sind.

Alle Uhren spielen verrückt, erlauben sich einen Spass mit den Menschen..und was kümmert uns das? Es gibt keine Grenzen, keine Einschränkung. Wir sind nicht gebunden an real existierendes. Jedenfalls nicht in unseren Träumen. Wir sind in unserem Universum. Was sollte uns aufhalten? Wir verbringen die sonnigsten Tage, die man sich nur vorstellen kann, auch wenn der Himmel noch so grau ist.. Ich küsse Dich, mein Herz…

Die Liebe..diese Leidenschaft..ist es nicht, wie ein Wunder? Ich begehre Dich, mehr als ich je einen Menschen begehrt habe. Und ich mag Deine hauchzarte Haut, die Deine Seele spiegelt…und so sehr zu Deinem Gemüt passt. Ich betrachte mich..morgendlich und verschlafen und – ich kann es ja ganz offen sagen – ich finde mich schön, sobald Du in der Nähe bist. Seid ich Dich kenne, ach, eigentlich aber schon immer rieche und spüre ich Dich..an jedem Ort dieser Welt. Und ganz plötzlich mag ich meine zerzauselte Art und mein blondes, wirres Köpfchen fühlt nur Dich. In meinem Kaffee an Morgen ist ein Gedanke an Dich, jeder Tropfen Wasser aus der Dusche ist, wie eine Berührung von Dir und so finde ich Dich, wenn ich einschlafe und aufwache, wenn ich wütend und verzweifelt bin, wenn ich lache und weine.

B: Ich bin sprachlos. Wie schön Sie sich das Leben denken.

A: Sind Sie dabei?

B: Ja!